Bloomsday

Ich begleite sie an einem für Sie normalen Tag

James Joyce schreibt einen ganzen Roman über einen einzigen Tag seiner Figur Leopold Bloom. Ähnlich biete ich an, sie physisch oder über Kommunikationsmedien einen Tagesabschnitt lang zu begleiten und so ansonsten nur Erzählte der Worte mit direkter Zeugenschaft zu verknüpfen, an die Stelle zu kommen, die Joyce vortäuscht in Bezug auf Bloom zu haben.

Fortsetzung:

Das zugegeben langwierige Heranholen des Analytikerverstehens (an Ihr Selbstverständnis) kann leicht frustrieren. Obendrein rückt dieses Wunschziel auch dadurch in weite Ferne, dass es nur über nachträgliche Erzählungen erreicht soll (wenn Sie sich schon in einem anderen, aktuell gerade dem "Praxisfilm" befinden und das Gefühl der erinnerten Situation schon eingeschlafen ist). All dies passt nicht zum schnellen Zeitgeist. Aber ganz so eng muss sich die Methode nicht unbedingt an Sprache und Erinnerung heften. Zwar wäre es kein Baustein der von mir respektierten traditionellen psychoanalytischen Methode, dennoch kann ich ein dem Grundgedanken der Analyse kompatibles, und doch "schnelleres" Instrument anbieten: Das Sprechen im Affekt der "Live-Übertragung". Wie oft fühlt man, dass ein späterer Bericht nicht mehr zufrieden stellend das Gefühl des Erlebens transportieren kann. Würde es nicht ein Plus an Authentizitätsgefühl bringen, wenn man festhalten und teilen könnte, was Sie spontan in einer Situation erleben und denken? An einem verabredeten Datum können Sie mir Ihr Erleben umgehend per Telefon oder am Folgetag, evtl. unter Hinzuziehung von Aufzeichnungsmedien, mitteilen. Dies wäre dann Ihr "Bloomsday", Ihr subjektives Erleben an einem für Sie ganz normalen Tag - im Prinzip exakt das, was einst den Rahmen des Ulysses-Romans von James Joyce bildete, der einen Tag lang die Gedanken des Leopold Bloom verfolgt.