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Psychoanalyse nach
 Jacques Lacan

Sie reden von Ihrer Seele, der Therapeut hört

"Das Begehren des Menschen ist das Begehren des Anderen."

Jacques Lacan, französischer Modernisierer Freuds



Eine Psychoanalyse ähnelt ein wenig dem Gang von Musikern ins Studio. Nicht selten erscheinen diesen, gerade wenn sie doch vor allem "live" Erfolg haben wollen, die Soundvorschläge ihres Produzenten als überflüssige Zierde.
Wie die Musiker, so sollten jedoch auch die Patienten willens sein, im Rückzugsgebiet des Studios etwas Neues zu vernehmen. Und sich darauf einstellen, dass es ein Prozess sein wird, der oft erst bei langfristiger und kontinuierlicher Arbeit den erwünschten inneren Veränderungseffekt hat.
So kann ein ewig gleiches Lied schliesslich ein neues Gewand bekommen bzw. so, wie es nun mal ist, angenommen werden. 

Lacan (1901-1981) benennt noch expliziter als Freud das Unbewusste als sprachlich strukturiert. Die stark von Sprache geprägte menschliche Psyche begreift er dabei als fragilen Zusammenhang von drei Ringen:
① dem Ring der Vorstellungswelt und damit einhergehend oft grandiosen Erwartungen,
② dem Ring der Hierarchien und Titel, bzw. der den Träumereien Grenzen aufzeigenden Sprache,
③ dem Ring des hierin nicht aufgehenden (wiederkehrenden) Restes, dem authentischen Subjektkern.
Nicht von der Hand zu weisen sind hier Ähnlichkeiten mit Freuds Instanzen (Ich, Gewissen/Überich, Triebe/Es), aber auch mit anderen Versuchen, die Psyche in mindestens drei Fraktionen aufzuteilen - etwa auch Platon mit seinem "Seelenwagenmythos"...
Eine psychoanalytisch ausgerichtete Psychotherapie versucht in gemeinsamer "Studioarbeit" für den Patienten den je eigenen Weg zu einem stabilen Gleichgewicht zu finden.
Fluchtpunkt ist das umrissene psychoanalytische Ideengut, zugleich bewege ich mich im vorgegebenen Rahmen mit Zielorientierung und einem klar definierten Sitzungssetting.



"Was wollen die anderen von mir?"

Che vuoi: Auf und ab wippend ausgedrückt in der wohl italienischsten aller Gesten 🤌  ...
Lacan zitiert dieses "Was willst du?" / "Wie siehst du mich?" als Charakteristikum des menschlichen Willens: vermeintlich privat, jedoch stets zutiefst vom unterstellten Wollen anderer geprägt.


Auch Psychoanalytiker wissen nicht genau, was andere denken und wollen. Aber sie hören auf das Ungesagte, das Mitgesagte und überhaupt: auf das "Rascheln" des Unbewussten, auf Wortwahl, auf Sprachduktus, auf fremde Klänge darin, auf Ausflüchte, auf seltsame Gedächtnislücken, auf Sturköpfigkeiten, Träumereien usw.
Dem muss nicht unbedingt ein fester Sinn zugewiesen werden, auch geht es nicht darum, es auszutilgen. Dennoch legt es eine Spur zum privaten Geniessen, zum "intimen Sozialen" in der Reaktion auf fremdes Wollen.
Schopenhauer nennt dies das "Stachelschwein" in uns: Auf Nähe, Wärme und Reibung genauso bedacht wie auf möglichst wenig Stichwunden - im Kompromiss also auf einen gesunden Abstand zu anderen...
Lacan erkannte, dass wir unser Unbewusstes durchaus immer wieder offenlegen, es aber ähnlich einer gewohnheitsmässig getragenen Brille zwar ständig vor Augen haben, und doch "aus den Augen verlieren".
So wie der Sehschwache die Brille und der seinen Sound "aus den Ohren verlierende" Musiker einen Produzenten braucht, so sollte man da, wo man sich selbst nicht mehr versteht, Hilfe annehmen. Von jemandem, der Ihre Worte auf andere Weise hört und so neue Perspektiven anbieten kann.

Mehr.
   Klassische Psychoanalyse des frühen Freud: Verborgen im "schmutzigen" Untergrund
Der in Edgar Allen Poes Story gestohlene und dann zurückgestohlene "Letter" war je schon gefundenes Fressen für Psychoanalytiker und ihre Idee, "im eigenen Haus" (durch unbewusste Impulse) bestohlen zu werden, aber auch zu einer symbolischen Rückaneignung in der Lage zu sein. Lacan bezeichnet Poes Brief als DIE "Allegorie" der Psychoanalyse schlechthin.


Schnell-Orientierung: "Ein Brief auf Umwegen" in 9 Szenen

  1. Minister D. besucht die Königin, sieht einen Brief von einem, der Belastendes weiss (heute wäre es eine Art "Sextape", das er sieht). Dem König entgeht all dies.

  2. Minister D. steckt ihn heimlich ein, lässt einen zufällig
    mitgeführten belanglosen eigenen Brief zurück.

  3. Die Königin versichert sich, dass der mitanwesende König nichts bemerkte, kann aber, will sie sich nicht verdächtig machen, nicht eingreifen.














  1. Sie schaltet "ihre" Polizei ein, die heimlich die Wohnung des Ministers D. nach verstecktypischen Verstecken durchpflögt - Millimeter för Millimeter.

  2. 18 Monate später besucht ihn Hobby-Detektiv Dupin, schaut nach versteckuntypischen, aber D.-typischen Verstecken. Beim Altpapier sieht er einen zerknitterten Umschlag.

  3. Dupin geht, kommt am nächsten Tag unter einem Vorwand wieder, inszeniert eine Ablenkung und tauscht den "Sextape"-Brief gegen einen vorbereiteten Fake-Brief inkl. gehässiger Widmung.

  4. Dupin bringt den belastenden Brief dem Polizeichef.

  5. Im Gegenzug streicht er eine stattliche Summe Geld ein.

  6. Der Polizeichef bringt so den Brief nach einigen Umwegen zur Königin.

Es wird sich noch zeigen, wie wichtig für die unbewusste Prägung diese Einzeilung mit den Bildunterschriften ist, die Privatmythos und Legendenbildung in Gang setzt. Hier nur folgende Abstraktion der ersten "Legende" bzw. des Bildkommentars 1-9:
1-3 Disruption des blaupilligen Urzustandes (die Geschichte beginnt damit) durch die Einsetzung eines Dementi (in Form des Briefes), wenn dieser auch verschlossen bleibt und das Dementi "nur" wie ein Damoklesschwert über der König-Königin-Eintracht schwebt...
3-6 Der Umweg, das traumatische Erstarren und doch Weiterleben, Bestrebung, ein Paradies 2.0 zu installieren.
7-9 Restitution, rotpilliges Mehrwissen bei der Rückkehr ins angekratzte Paradies.

Digital:
1-3 = Trauma, Entwendung
4-9 = Heilung, Rückkehr


Vor allem findet sich die Story klassisch nach Freud gedeutet, wie auch sprachstrukturell von Lacan durchanalysiert - warum also nicht zum besseren Verständnis diese beiden grossen Paradigmen vergleichen?

Bonaparte vs. Lacan: wer die Psychoanalyse Freuds in Frankreich gross machte - und wer sie gross machte

Das obere Foto ist echt (Freud und Bonaparte nicht nur die Psychoanalyse - sie war beim Meister in Lehranalyse und förderte die Bewegung mit Veröffentlichungen und finanziellen Mitteln in Frankreich) verband eine Freundschaft), das untere eine Montage: Lacan lehrte auf sein Art den "echten" Freud, der aber auf Zusendungen von Arbeiten kühl reagierte. Das mögliche Treffen in Frankreich scheute Lacan, weil er, so schlimm fand er sie, daf&uomk; Bonaparte hätte bitten müssen...


Sigmund Freud, Ikone des Nachtseiten-Aufhellens, hörte nicht nur auf peinliche und peinigende Versprecher seiner Patienten - rausgerutschte Doppeldeutigkeiten genauso wie ausgelutschte Rationalisierungen. Nein, er las auch Literatur "als Krankengeschichte" - ihrer Figuren (etwa Oedipus), sowie ihrer Schöpfer (etwa Dostojewski).
Marie Bonaparte, Urenkelin des Napoleon-Bruders und Schwester Freuds im aufdeckenden Geiste, nahm sich die Blaupause aller Detektivgeschichten vor: Edgar Allen Poes Entwendeter Brief, der ihrem psycho-detektivischen Blick einen "unterbewusst", ungewollt hineingeschmuggelten Mutterkomplex des Autors preisgibt. Warum sonst hätte Poe das von allen begehrte Diebesgut ausgerechnet über einem Kaminsims, einem klaffenden Loch, platziert? Bonaparte deutet dies leicht(fertig) als Symbol des weiblichen Geschlechts, welches hier die Lippen schürzt, das Sagen hat...
Wie beim christlichen "vierfachen Schriftsinn", so fügt auch der moderne Kommunikationstheoretiker Schulz von Thun der "normalen" Bedeutung drei weitere hinzu. Edel oder empathisch ist da bzw. dort, wer versteht, was man glauben/lieben/hoffen darf, bzw. was appelliert/selbstoffenbart/über den anderen gesagt wird. Je mehr das Wollen ins Spiel kommt, desto spekulativer und anfälliger für Missverständnisse die "Message".
Weniger edel ist demgegebüber die Vorannahme der Psychoanalyse, dass der Mensch auch und vor allem ständig asoziale Triebregungen ausagieren muss, dies in der Sprachbenutzung bzw. in den Augen der anderen aber in sozial verträgliche Themen kleidet: spannende Story mit Kaminfeuer-Ambiente statt wehleidiger Mutterfrust.
Die alte und auch klischeehafte Vorstellung von Psychoanalyse rechnet wie mit einem Wörterbuch ausgestattet mit Absichten und Vorhaben, die noch so alltäglich sein können, darin aber nur falscher Schein sind, dahinter stecken Sex & Crime. Nicht ausgelebte oder nicht bürgerlich in Beruf und Ehe hinein erzogener böser Triebe stauen sich innerlich an, suchen nach Expression und drängen kompromisshaft in Fehlleistungen und Symptomen doch ans Licht. Wie alte Milch sauer wird, so fehlt diesen Triebschicksalen der Agens und Situation positiven Ausdrucks.
Die ödipale Vorannahme auf Vereinigungssehnsüchte und Konkurrenzneid hat schliesslich etwas Verschwörungstheoretisches an sich, wie man heute sagen würde. Zugleich ähnelt die Suche nach statistischen Massgaben der rein mathematischen KI - menschliche Intelligenz hingegen hat die unbewusste dichterische Intuition, eher: Einschränkung der symbolischen Kette (wie Traumata - Computer sind dümmer, gerade weil sie diese Einschränkung nicht haben...). Sozusagen so eindimensional, wie es die Polizei auch ist, die mit der Unterstellung eines fixen Verstecks überall das Gleiche entdecken will.
FRONT   DALL-E   "oval fireplace w/ flowers"
   BACK   ANITA BRUNAUER   "la vulva"

Marie Bonaparte steht für die klassische Psychoanalyse: Freud analysierte sie und schrieb das Vorwort zu ihren Poe-Studien. Sie hielt seine PSychoanalyse für bewiesen, wo er ihre "Horrorgeschichten", die sie zwischen dem 7. und 10. Lebensjahr schrieb, als Symbolisierungen ihrer strengen, einsamen Kindheit inkl. "Sextape"-Zeugenschaft (sie sah den Knecht und ihr Dienstmädchen) deutete.
Ein echtes "Match", war sie doch besessen von Sex & Crime, stolz wie sie war auf ihre Korsen, den Urgrossonkel und Revolutionär Napoleon sowie den Grossvater und Journalisten-Mörder. Nach vielen Schönheits- und Klitoris-OPs (gegen ihre Frigidität) kam sie suizidal mit 44 zu Freud nach Wien.
Ihre Lebensdeterminanten passen
1. einerseits gut zur Idee der unausgelebten Triebe wie "saurer Milch": Ödipal ist ihre oft enttäuschte Suche nach etwas phallischer Befreidigung - wie sie es Poe, der ja auch früh seine Mutter verlor - in ihrer Analyse unterstellt.
2. andererseits zu Poes Story vom Brief, der nicht in falsche Hände kommen darf: zum einen wurde sie selbst mit 16 von dem Korsika-Nationalisten Antoine Leandin mit ihren "Brief &uoml;ber Vagina"-Liebesepisteln erpresst (sie zahlte via Vater bis zur Volljährigkeit - ab der sie Poe las, 1.000.000, zur R&uoml;ckgabe nochmal 33333). Zum anderen stahl bzw. kaufte sie selbst Freuds Briefe mit ihr (aber auch mit Fliess) und rettetete sie so vor den Nazis.
Noch mehr!
   Freud mit Lacan: Verborgen durch verdrehte Zurschaustellungen
Andere Passagen bei Freud stützen durchaus auch diese bevorzugte Lesart Lacans, wonach das "Un" des Unbewussten eher einer bestimmten Negation entspricht. Einem Witz zufolge wäre ja ein "Kaffee OHNE Milch und Zucker" als Getränk zwar das gleiche, in der Phantasie aber durch die Aufrufung der weggelassenen Extras doch etwas anderes als ein simpler schwarzer Kaffee...
Lacan liest die gleiche Detektivgeschichte ganz anders, nicht inhaltlich (etwa per hochspekulativer "psychobiographischer" Unterstellung verheimlichter Motivationen), sondern "buchstäblich", dem entwendeten "Letter"/Brief und dem durch ihn er- respektive entmächtigten Protagonisten auf den Fersen. Damit ist der "Wiederholungstrieb" angesprochen, dessen Struktur darin besteht, dass immer aufs Neue ein Letter/eine Zeichengruppierung fasziniert, zugleich blind macht für die Konkurrenz anderer und infolge eines offen vorgenommenen Austausch vom Ziel des Besitzes abbringt, so aber Sehnen entfacht, wieder in die Rolle des Eroberns zu kommen.
Wie unsere Untertitel eine gewissen Lesbarkeit des Bilderkarousells herstellen, so seien es immer Symbole ("Lettern", die uns und unsere Rollen bestimmen (wir sind immer mal mächtig und mal ohnmächtig dadurch, letzteres auch, weil sie uns Interpretationszwänge auferlegen: wie die 1 oder 3 nicht direkt aufeinander folgen, so folgt etwa auf "Ur-Ereignis" stets "Traumastarre/Versuch der Geschichtsschreibung", bevor wir wieder zur Reappropriation kommen. Nietzsche-Zitat: xxx Anders gesagt, Lacan hat auch eine Art Lerntheorie nach Lernen per gleichzeitig Erscheinendem und Lernen an (lustvollem/unlustvollen) Danach das Lernen per Mc Guffin:
ein Wurf entspricht einem Mc Guffin-Urereignis, das quasi traumatisiert, die alte Welt in Ordnung lässt und doch die Erschütterung spürbar machte.
Dann steuert man (Kybernetik des Buchstabens) in einer mitunter langen Phase der Erstarrung auf eine Wiederaneignung zu, während derer der Fetisch, der McGuffin, der Brief unkaputtbar zerdehnt, gedreht usw. immer wieder angesteuert wird.
Der Wiederholungszwang ist eigentlich schon die Zielerreichnung, aber im gkücklichen Moment, erobert man das Phallische, das zugleich "feminisiert", wie Lacan sagt und kann endlich den Brief önnen, dessen Inhalt vielleicht einen SPruch, vielleicht ein schon bedeutungslos gewordenen Sinn enthält. Schicksal ist die Abfolge der Begegnung mit bestimmten Zeichengruppierungen, die wirkt, anders als ein Programm auf die Transistoren des Computers. Man weiss, dass man träumt, genauso weiss man, wenn man einen "schwarzen Peter" hat. Statt saurer Milch also die A.-Karte.

Schicksal (1): Was erste Symbolnutzungen mit uns machen.


 Rot oder Schwarz 
 Lust/Unlust...  .
Schaut man sich Muster von drei Würfen an, so scheint, als müsse zwischen 3xgleich und 1xgleich (Abwechslung) stets ein 2xgleich stehen. Es zeigt sich also, dass bestimmte Abfolgen, nimmt man die ersten Würfe als "Schicksal" nicht möglicht sind, als hätte das Band der Zeichenketten ein Gedächtnis - genau der dem sprachbasierten "poetischen" Analytiker nicht per Empathie, sondern per zugänglichem "Quelltext".

Fazit des Ritts auf der Moebius—Achterbahn: je länger man redet, je länger wie beim Scrabble—Spiel die Letter(n) in regelmässigen Gruppierungen wiederkehren, desto mehr versteht man.
In Poes Story sieht die Bestohlene zwar den Diebstahl, kann aber nichts tun. Die beauftragte Polizei (wie die Deutung Bonapartes) kann nur das finden, was sie selbst in ihrer Vorstellung vom Verbrecher annimmt: dass das Objekt des Begehrens versteckt werden muss.

Schicksal (2): Wozu uns Symbolnutzungen zwingen.
 Das Wissen des Diebs über das Wissen des Bestohlenen über das Wissen das Diebs  .

KI-Gefasel (nach Markov-Wahrscheinlichkeiten)

Textgrundlage

Hinterlegte Texte zum Probieren:

Eigenen Text einsetzen (nur .txt-Dateien)

Einfach Textgrundlage auswählen und oben auf den 'Los'-Button gehen. Je höher die Ordnung, desto näher am Original.


MacGuffin ist der Begriff für mehr oder weniger beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, ohne während der Handlung selbst von besonderem Nutzen zu sein (Wikipedia). ein beliebiger Trigger also.

Gerade durch seine alternative Herangehensweise (wie auch Lacan anders als Bonaparte deutet) fällt dem Detektiv der offen zur Schau gestellte Brief auf - letztlich auch eine Form des Versteckens.
Das Unbewusste in diesem Sinne weiss, dass die perfekte Art zu Lügen, die offene Präsentation der Wahrheit ist. In Poes Geschichte wird ein und derselbe Brief (für Lacan zugleich mitzuverstehen: die Buchstaben eines "Wordings") erst von der Königin verborgen, dann vom dies durchschauenden Minister entwendet (und zugleich durch einen leeren Umschlag ersetzt). Nach den erfolglosen Bemühungen durch die Polizei findet ihn der darauf angesetzte Privatdetektiv Dupin, der bei der Rückaneignung im Auftrag des Polizeichefs respektive der Königin auch wieder ein Faksimile an die Stelle des umkämpften Originals setzt (der selbst bestohlene Dieb wird darin eine gehässige Anspielung finden: seine Rache sei dem rächenden Thyestes würdig, in der griechischen Mythologie Bruder des Atreus (das wohl brutalste Geschwisterpaar ever). Ähnlich wie bei Poe geht es letztlich um einen auf den Thron abzielenden Machtkampf, der eine spannt dem anderen u.a. die Frau aus (D. düpiert die Königin), der andere rächt sich halb dem Thron loyal, indem er dem anderen dessen Kind zerhäckselt und heimlich zum kannibalistischen Mahl vorsetzt (Dupin düpiert D.).

Ein Schizo oder zwei Brüder?: Meisterdieb D. und Meister-Ermittler D(upin) erreichen schon sehr viel Ähnlichkeit.
Atreus-Effekt statt Oedipus-Komplex, stets kursieren Zeichen und weisen ihren Nutzern ihre Rollen zu.
Der in Poes Story nie preisgegebene Inhalt des Briefs tut übrigens letztlich so wenig zur Sache wie der oben erwähnte Inhalt der Kaffeetasse. Es kommt nur darauf an, den Verbund von durch den Brief/die Lettern affizierten Bezugspersonen Brief/die Lettern zu erkennen: wer den Brief hat, wer das Wort führt, wird in der nächsten Runde wieder entmachtet sein.
Der Psychotherapeut versucht auch wie Poes Sherlock ("M. Dupin") über Identifikation das Offensichtliche begreifbar zu machen. Denn die Patienten werden gewisse Worte für gewisse Konstellationen (unabhängig von konkreten Personen und Themen) immer wieder bringen. Mal auch wie in Poes Story, mit umgestülptem Umschlag, mit manchmal gegenläufigen Vorzeichen - aber doch dem gleichen Thema. Platons Ideenhimmel, christliche Transzendenz, Kants Transzendentalirät oder die Triebe beim populär verstandenen Freud sind dann nicht mehr diskursiv dringlichst verheissen und doch unerreichbar wie für die Kugel auf einer Sphäre deren Innenseite (oder dem Mensch auf der Erdkugel das Überirdische).
Also: Was ist mit "Unbewusstem" gemeint - und wie arbeitet man damit?
Es gibt verschiedene Vorstellungen darüber, was das Unbewusste ausmacht.
Schon lange vor der Antike, aber auch dort, finden sich Versuche, nicht vorstellbare Kräfte zu benennen. Prominentere Konzeptualisierungen finden sich dann im Mittelalter bei Plotins vom Gedachten getrübten Denkakt", in der Gedächtnistheorie des Augustinus (Vergessenes im "Versteck des Geistes"), in Thomas v. Aquins Rückschluss auf unbewusste Denktätigkeiten oder in Leibniz' "dunklen Vorstellungen".
Vor allem in der Romantik und in den Goth-Novels gewinnt das Unbewusste eine metaphysische Qualität, Schelling etwa sieht es als universellen Seinsgrund.
Viele Patienten sprechen von einem ominösen "Unterbewussten", das ihnen das Leben verrätsele. Bei Sigmund Freud als wirkmächtigstem Nachdenker über das Souterrain des Geistes finden sich durchaus Passagen, die in hinter oder unter jedem Wort seit Kindheit weggesperrte Sex-and-Crime-Avancen vermuten (das Unbewusste als Kessel wilder (verdrängter) Triebe - von daher wird ersichtlich, wie es nach Kopernikus' Dezentrierung der Erde im Universum und Darwins Dezentrierung des Menschen in der Evolution die "dritte Kränkung" sein soll.


Das Unbewusste
wird in
unterschiedlichen
Zeiten und
Theorieansätzen
unterschiedlich
imaginiert

Bei Lacan ist es v.a. sprachlich, was bei ihm heisst: mit Gedächtnis nach Art der Kypernetik, "zotig" und kontextuell-topologisch.
Also: Man muss nicht glauben, auf dem Band die andere Seite per Durchstoss zu erreichen, etwa indem man vom Wort "Kamin" auf eine untergründige Angst vorm zu starken weiblichen Geschlecht schliesst. Vielmehr hält man sich mit Vorannahmen (auch Platon oder die Bibelexegese setzen auf einen direkten Draht - nicht in die Tiefe, sondern in den Himmel) zurück, man hört erstmal zu, hört nochmal und noch einmal. Bis die Worte nicht mehrvnach Wörterbucheintrag klingen, sondern nach dem Individuum, das sie prägte, das aber v.a. von ihnen geprägt und geplagt wurde. "Schaust du lange in den Abgrund, gehst du lange deine Schleifen, so schaut er in dich zurück, begegnest du ihrer Kehrseite". Eine solche Psychoanalyse kennt so viele Chiffren von Unbewusstem wie es Individuen gibt, masst sich allenfalls heuristisch "Übersetzungen" an.



Warum auch sollte man einem mystifizierten Unbewussten mit seinen notorisch "schmutzigen" Wünschen als Kehr- oder Unterseite den Vorrang geben, statt auf die Sinnfülle des offen zutage liegenden hörbaren oder lesbaren Wortes zu achten?
Stellen Sie sich eine Kugel auf einem langen Band vor. Kann diese je die Unterseite erreichen, sagen wir, um dort den alternativen, unbewussten Text rollend abzulesen? Nun, dies funktioniert, indem man das Band um 180 Grad dreht und die beiden Enden zusammenführt. Voilà: Auf dem sogenannten Moebiusband braucht die Kugel zwar zwei Durchläufe, aber nur eine Oberfläche: hat man den Dreh raus, bildet die vermeintliche Kehrseite ein Kontinuum mit ihr.
Das Verhältnis von (bewusstem) Wachen und (unbewusstem) Träumen lässt sich ebenso als Kontinuum verstehen. Der Traum hat mehr Vernunft als man denkt, die Vernunft mehr träumerische Ideologie als angenommen.



Der späte Lacan betont noch mehr die Zotenhaftigkeit des Unbewussten, wiederum nicht dem Sinn nach, sondern nach dem Klang zu insistieren. Freudsche Versprecher und Verhörer. Ihn fasziniert das Japanische, das mit dem Import chinesischer Schriftzeichen auch deren Lesart nachahmte, bevorzugt in zusammengesetzten Nomen. So braucht es stets, und paradoxerweise ausgehend von der vermeintlich sekundären "Schrift" eine situative Entscheidung des richtigen Sounds. Was wir auch aber auch recht häufig machen, z.B. "acht" vs. echt, oder "T-Balken" vs. "T-Shirt. So weit von grossen Sinnentwürfen sei auch die Arbeitsweise des Unbewussten.

 Carte du Tendre  .
Die Karte des fiktiven "Zärtlichkeitslandes" (Carte du tendre) von Madeleine de Scudery, im Winter 1653-1654 in prezisiösen Gesellschaftsspielen erdacht, zeigt, wie man zivilisiert zusammenfindet - Lacan hält sie zusammen mit den Moralisten för eine Wegbereiterin der Psychoanalyse. Die direkteste Route nach "Tendre-sur-Inclination" ist ein Geschenk, eine Fügung, nur damit kann man mit dem Flow "Inclination" gehen (wobei Fl&uoml;sse zum mäandern tendieren und die von Lacan auch metaphorisch herangezogene Begradigung der "Lituraterre" nur der nachgeahmt Zu-Fall ist - die Zuneigung eines Menschen kann man nicht erzwingen).
Ansonsten bleiben wie bei Poes Letter nur Umwege: über "Tendre sur Estime" (Wertschätzung) etwa, man sollte geistreich sein und sich durch ritterliche Tugenden wie Grossmut, Verlässlichkeit oder Göte auszeichnen und Gedichte und galante Briefe schreiben können. Die Eroberung des Zärtlichkeits-Territoriums ist einer Bildungsreise der Selbstvervollommnung för den anderen vergleichbar. Mehr als kognitives Wissen zählen emotionale Verhaltensweisen und moralische Veranlagungen sowie die Bereitschaft, seine eigene Natur zu verändern, zu verbessern, um auf diese Weise aktiv mitzuhelfen, das neue Freundschaftsideal zu verwirklichen und zu festigen. Der andere Weg geht nach "Tendre sur Reconnaissance", wobei der Reisenden viele Zwischenziele bewältigen muss. Was unter "Kleine Aufmerksamkeiten", "Zuwendung" zu verstehen ist, welches Benehmen als gefällig, einfühlsam, zärtlich gelten kann, wird im Vollzug der Reise durchs unbekannte Land ausprobiert und sukzessive perfektioniert. Auch wenn es der Mann ist, der auf die Initiationsreise geschickt wird, so bleibt es der Frau vorbehalten zu entscheiden, an welchem Punkt der komplexen Gefühlslandschaft sich dieser befindet und welche Distanz er bereits seit seinem Aufbruch in "Nouvelle Amitié" zurückgelegt hat.
Wer vom Weg abkommt, weil es ihm an den notwendigen moralischen Qualitäten und dem savoir-faire mangelt, der riskiert entweder (bei Nachlässigkeit, Leichtfertigkeit oder Vergessen) im "See der Gleichg&uoml;ltigkeit" oder (bei Stolz, übler Nachrede und Niedertracht) im "Meer der Feindseligkeit" zu landen.

1 Das Unbewusste ist nicht einfach die oedipale Unterstellung, muss auch nicht per Universalscan geborgen werden.
2 Es wiederholt manche Zeichen/Konstellationen, mitunter auch invertiert, anderes wird dagegen völlig vermieden
3 Was als vergangen erzählt wird, wiederholt sich immer wieder, auch in der Therapie: nur die Kontexte und Rollen wechseln...
Soweit stark vereinfacht die moderne, am Sprechen orientierte Psychoanalyse in einer "Nussschale", auf einem Reiskorn bzw. auf wenigen Pixelkörnern.







Man k&ooml;nnte sagen, das Unbewusste nach Lacan zeichnet sich insbesondere durch folgende Eigenschaften aus:
 "Cyber-Verdrängung"  .
, dann aber auch das Feld der 
  
 Topologie  .
wie eben auch die
 
 Buchstäblichkeit  .
 Ruf geniessen  .
, dann aber auch das Feld der 


Das Hören des Analytikers richtet sich also insbesondere auf die Löcher im generischen Ablauf der Gedanken, auf Fixierungen von Sounds und dergestalt offen ausgeplauderte Verstecke. Am besten üerrascht man den Patienten. Beispiel.



Poe reloaded:
Die Abläufe aus Sicht des vermeintlich bemächtigenden "Heiliger-Gral-Tapes" eigentlich aber kastrierenden "Schwarzer-Peter-Letters", der versucht, abstrakt Bericht zu erstatten.
Er stellt fest, wie vorsichtig die Subjekte mit ihm umgehen (wie mit einem Tabu-Wort), es dann aber doch nach und nach normalisiert und dann unauffällig ausstellen und letztlich gerne wieder los werden - bis sich ein Subjekt findet, das in seinem Besitz zur Identität finden kann.






















Beispiel-Analyse einer Privatideologie
Frau G. kommt sdss sdsdssd dsdsds sdsds dsdsd sdsd sd dsd sd sdsdsdsd sdsdsd sdsd sdsdsd sd sds
Beispiel-Analyse einer Zeitgeistideologie
Immer mehr (Statistik 2022) sdsdsds sdsd sds sdsds sdsdsd sdsdssd sdsdsds sd dsdsdsd
…


So liest man per Dechiffrierungsbrille die unbewussten Motive
Ray Nelsons, von John Carpenter verfilmte Kurzgeschichte Eight O’Clock in the Morning, zeigt als Agens der allgemeinen Ideologie Aliens, die uns ruhig halten, solange die Imperative der Ideologie unbewusst bleiben. Zizek hält dies - abzöglich der Aliens - für eine wunderbare Illustration unseres Zeitgeists.
Freud und eben auch Marie Bonaparte finden aufs Individuum gerechnet in Poes Story den Oedipus-Komplex wieder (das Verweigern zugunsten des Zeitgeistgehorsams wäe schon eher todestriebig....)
Und Lacan versucht sich an einer Abstraktion des Ganzen, wie sie die Protagonisten unisono wie auch sonst die conditio humana betrifft.

Hat Ihre Biographie auch etwas von "nachträglicher Aneignung? Psychoanalyse zumindest möchte dabei helfen...
Noch viel mehr - im "Lacan-Lexikon" bzw. bei Poe-Erläuterungen...

   Andreas Spohn M.A., eidg. zugelassener Psychotherapeut                                      Sumatrastrasse 3 in CH-8006 Zürich (Nähe HB, Central/Haldenegg) und CH-8197 Rafz
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